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Rezension: Cornwall :Devon Somerset Wiltshire (Gebundene Ausgabe)

Der Autor Reinhard Ulbrich und der Fotograf Ingolf Pompe stellen in diesem Buch den äußersten Südwesten England vor. In Cornwall ist der legendäre König Artus allgegenwärtig. Er beflügelt noch immer die Fantasie, wenn man sich in dieser schönen Region, in der viele exotische Pflanzen gedeihen, aufhält.

Das Kapital des Südwestens sind weite, unzersiedelte Landschaften. Hier lebt man noch mit der Natur. An Weideland herrscht kein Mangel, weder in den grünen Hügeln Dartmoors, im Naturschutzgebiet New Forest, in Hampshire oder an der Küste von Cornwall. Das Klima ist ungewöhnlich mild wegen des Golfstroms. Die Temperaturen liegen fünf bis sechs Grad höher, als es der geografischen Breite entspricht. Traumhaft sind die Landschaftsgärten des 18. Jahrhunderts wie etwa der "Prior Park" in Bath mit seiner palladianischen Brücke.
Den im Buch enthaltenen Daten und Bildern zur Geschichte ist zu entnehmen das Südwestengland ein altes Kulturland ist, das bereits 4500 v. Chr. nachweislich besiedelt war. 4000-3000 v. Chr. entstanden Steinkreise und Kulturanlagen, auch die Hauptteile von Stonehenge. Ab 800 v. Chr. bildete Cornwall das Kernwohngebiet der Kelten.

Man liest von englischen Autoren, die Südwestengland als literarische Kulisse nutzten. Zu diesen Schriftstellern zählen Agatha Christie, Daphne de Maurier, Arthur Conan Doyle und Rosamunde Pilcher.
Im Buch wird auf die Meisterwerke englischer Frühgotik hingewiesen, so etwa auf die Kathedrale von Wells in der Grafschaft Somerset und die Kathedrale von Salisbury, deren reich gegliederte Westfassade mit zahlreichen Spitzbögen und Skulpturen geschmückt ist. Skizziert wird auf zwei Seiten die englische Küche u.a. das deftige "English Breakfast" und Klassiker wie die "Cornish Pastry" oder der "Devonshire Cream Tea".
Das alljährliche Pferderennen in Ascot kommt zur Sprache aber auch Schloss Windsor, das sich seit über 900 Jahren im Besitz der britischen Königsfamilie befindet.

Zauberhafte Fotos u.a. von dem Ort Buckler`s Hard und dem Abendhimmel über Stonehenge, begeistern ebenso, wie die Aufnahmen der mittelalterlichen Fachwerkhäuser in Salisburys Altstadt. Man liest alles Wissenswerte über die Grafschaften Wiltshire und Hampshire und erfährt u.a. , dass in Southampton 1620 die Pilgerväter mit ihrer berühmten Mayflower in See stachen und mit ihrer Reise den Grundstein für die Entwicklung der USA legen sollten. Die Isle auf Wight lernt man kennen. Dort befindet sich Großbritanniens regenärmster Ort: die auf natürlichen Terrassen angelegte Stadt Ventor. Im Norden der schönen Insel gibt es lohnenswerte Ziele, wie etwa Osborne House, der Lieblingslandsitz von Queen Victoria.

Sehr schön ist die Gesamtansicht der Kathedrale von Salisbury, die im 13. Jahrhundert aus silbergrauem Kalkstein errichtet wurde und als stilistisch einheitlichster Sakralbau Englands gilt. Das eingangs bereits erwähnte Stonehenge wird näher beschrieben. Archäologische Ausgrabungen ergaben, dass die Anlage in mehreren Bauphasen entstand. Der jahrtausendenalten Magie kann man sich kaum entziehen. Vorgestellt werden des Weiteren die Grafschaften Somerset, Dorset und Avon. Interessant scheint hier der Ort Bath zu sein. Dort finden sich 2000 Jahre alte Thermen und römische Badetempel ebenso wie gregorianische Bürgerhäuser und Museen.

Auch Orte wie Glastonbury und Cresent haben historisch viel zu bieten. Lange glaubte man, dass König Artus und seine Gemahlin in der Kathedrale von Glastonbury ihre letzte Ruhe fanden. Sehr schön ist der Exkurs über englische Landschaftsgärten. Den Aufnahmen ist zu entnehmen, dass in Abbey Gardens auf Tresco auch subtropische Pflanzen gedeihen. Man erfährt, dass das härteste Gefängnis Europas einst "Dartmoor Prison" war. Errichtet wurde es 1806 für die Gefangenen der Napoleonischen Kriege. Nahezu 2000 Insassen sollen den harten Haftbedingungen im Lauf der Zeit zum Opfer gefallen sein. Über Piraten wie Francis Drake und Entdecker wie James Cook wird berichtet, nicht zuletzt, weil von Südwestengland aus in See stachen.

Traumhaft mutet die " Englische Riviera" an . In der Bucht von Blackpool Sands bei Stoke Fleming fühlt man sich gewiss wie in Süditalien. Näheres erfährt man in der Folge über die Kathedrale von Exeter. Das Zusammenspiel verschiedener Stilrichtungen ist typisch für diese Kathedrale. Hier gehen frühe englische Einflüsse Hand in Hand mit Elementen der Hochgotik. Das 91 Meter lange gotische Deckengewölbe, welches auf sechzehnteiligen Pfeilern aus Purbeckmarmor ruht, mutet wie eine Allee aus Stein an.

Begeistert hat mich auch der Bericht und die Bilder der Vogelinsel Lundy und die Bilder der schönsten westenglischen Dörfer, der reetgedeckten Fachwerkhäuser und der hübschen Gärten dort .
Einige Bilder auf den letzten Seiten haben es mir besonders angetan, so etwa das Foto von der Ruine der sagenumwobenen Burg Tintagel an der steilen Nordküste Cornwalls. Dort soll König Arthus das Licht der Welt erblickt haben. Reisende sollten nicht versäumen die Künstlerkolonie St. Ives aufzusuchen. William Turner, der Zauberer des Lichts unter den englischen Malern weilte einst dort und war so begeistert, dass er gemeinsam mit James Whistler den "St. Ives Art Club" gründete.

Am Ende des schönen Bildbandes werden vier Routen für Genießer genannt und wichtige Daten für Reisende aufgeführt.

Die Karte von Südwestengland auf den ersten Seiten sollte man sich immer wieder zu Gemüte führen, wenn man von den einzelnen Orten liest. Wer weiß schon auf Anhieb wo Mousehole liegt?

Für Liebhaber schöner Reisebuchliteratur ist dieses Buch ganz gewiss eine Bereicherung.


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